Umbau des FT-817 für Transverterbetrieb
Aufschalten einer
Gleichspannung auf das
Koaxialkabel bei "Senden"
Diese Umbauanleitung habe ich bereits 2005 in Packet Radio beschrieben. Dort ist der
Beitrag sicherlich schon der Lifetime in den Boxen zum Opfer gefallen, deshalb soll er an dieser Stelle noch einmal
aufgefrischt werden:
Hier geht es nicht darum, auf dem Koaxialkabel eine Gleichstromleistung zu übertragen, die das direkte Schalten
von Relais erlaubt, sondern lediglich um die hochohmige Übertragung einer positiven Steuerspannung an den
Eingang eines Leistungsverstärkers über das gleiche Koaxialkabel, welches auch die HF-Steuerleistung vom Transceiver
zum Leistungsverstärker überträgt. Nach dem Umbau liegt diese Spannung bei "Senden" vorn an der BNC-Buchse des FT-817 an.
Welchen Vorteil hat nun die Sache? Die Verwendung einer so genannten HF-VOX ist nicht mehr notwendig. Bei SSB im Takte
der NF klappernde Relais im Leistungsverstärker gehören damit der Vergangenheit an.
Das Ganze ist zwar in einer halben Stunde gemacht, trotzdem sollte mit Sorgfalt an den Umbau des FT-817
herangegangen werden.
Werkzeug:
Kreuzschlitz-Schraubendreher, SMD-Loetkolben
Material:
1 SMD-Chipkondensator 100 nF Bauform 1206 (100 nF wegen 160 m-Band)
1 SMD-Widerstand 1k5 Bauform 1206 oder MELF
9 cm dünner Draht, kunststoffisoliert, lötbar
Vorbereitung:
Draht an den Enden jeweils 1 mm abisolieren und vorverzinnen.
Durchführung:
Legen Sie den FT-817 auf eine weiche textile helle Fläche (z.b. Handtuch). Das hält kleine Schrauben
erfolgreich davon ab, vom Tisch zu rollen.
Legen Sie den FT-817 so vor sich auf das Tuch, daß sie rechts unten auf die große PL-Buchse sehen.
Entfernen Sie die seitlichen oberen Zylinderkopfschrauben der rechten und linken Tragegurtbefestigungen und
lockern Sie die unteren Zylinderkopfschrauben etwa je 1/2 Umdrehung.
Entfernen Sie die seitlichen Senkschrauben der oberen Gehäuseschale rechts und links oben.
Entfernen Sie die Zylinderkopfschraube oben an der Rueckwand.
Entfernen Sie die 2 Stück Senkkopfschrauben, die sich oben direkt an der Frontplatte befinden.
Die zwei Stück Senkkopfschrauben oben in der Nähe des Lautsprechers bleiben wie sie sind.
Alle Schrauben sicher weglegen.
Nun den Deckel vorsichtig etwa 1 cm nach oben abheben. Nicht mehr! Schauen Sie erst einmal unter den Deckel und
machen Sie sich mit dem Verlauf des Kabels zum Lautsprecher vertraut.
Sollte sich der Deckel nicht mühelos lösen, dann die unteren Schrauben der Haltegurt-Befestigung nochmals etwas lockern.
Stellen Sie den Deckel mit Lautsprecher vorsichtig neben das Gerät.
Nun den Lautsprecher-Steckverbinder auf der Leiterplatte lösen (nach oben am Stecker abziehen, nicht am Kabel!).
Deckel weglegen.
Lötkolben anheizen und Spitze säubern.
Den Mittelleiter des Koaxialkabels von der BNC-Buchse ablöten. Die Isolation des Mittelleiters besteht aus
Polyäthylen und schmilzt sofort, deshalb die Wärme mit einer spitzen Zange oder Pinzette so gut es geht ableiten.
SMD-Kondensator 100 nF an den Mittelkontakt der BNC-Buchse so anlöten, daß er waagerecht nach links in Richtung
zum Aluminium ragt.
Mittelleiter des Koaxialkabels an das linke Ende des 100 nF SMD-Kondensators anlöten.
SMD-Widerstand 1k5 an den Mittelkontakt der BNC-Buchse so anlöten, dass er waagerecht in den freien
Raum zur Leiterplatte ragt.
An das freie Ende dieses Widerstandes das Drahtstueck anlöten.
L1034 suchen:
Etwa 6 cm vom rechten Gehäuserand und 7 cm von der Frontplatte entfernt befinden sich zwei 8-beinige DIL-Schaltkreise,
die direkt hintereinander angeordnet sind. Links neben dem unteren Schaltkreis (etwa auf Höhe des Pin2) befindet
sich L1034. Diese Drossel ist mit dem Aufdruck 471J gekennzeichnet und meist ein schwarzer Kunststoff-Quader.
Das noch freie Ende des Drahtes an das rechte Lötpad von L1034 anlöten.
Gerät wieder schließen.
Fertig!
FT-817 BNC-Buchse verdrahtet |
FT-817 L1034 rechtes Lötpad |
Nachmachen natürlich auf eigene Gefahr und ich übernehme keine Haftung für eventuelle Schäden.
Oftmals wird statt des Widerstandes zur Einspeisung der Gleichspannung am Mittelkontakt der BNC-Buchse eine Drossel
empfohlen. Das ist sicher HF-mäßig die sauberste Lösung, aber eine Drossel an dieser Stelle hat den Nachteil
(ja, Nachteil!) für Gleichstrom sehr niederohmig zu sein.
Im Falle eines Kurzschlusses
auf dem Koaxialkabel wird direkt die Spannung "+5V bei Senden" im FT-817 belastet, was unangenehme Folgen im FT-817
haben kann. Ich habe mich noch nicht getraut, das auszuprobieren. Mit einem Widerstand von mindestens 1,5 kOhm ist
der FT-817 intern ausreichend geschützt, es können maximal 3,3 mA fließen. Der 50 Ohm HF-Ausgangswiderstand wird durch
1,5 kOhm kaum verfälscht und die an diesem Widerstand zusätzlich verbrauchte HF-Leistung beträgt rein rechnerisch
bei 2,5 Watt Ausgangsleistung ganze 83 Milliwatt, ein zu vernachlässigender Wert.
Die vielen möglichen zu steuernden Leistungsverstärker und Transverter für die Umschaltung mit hochohmiger
Gleichspannung bei "Senden" tauglich zu machen ist einer noch zu schreibenden Seite vorbehalten. Bei mir
funktioniert das mit einer 2 m-PA
HL-180V, einer 70 cm-PA HLV-120/3 und einem
24 GHz-Eigenbautransverter
seit vielen Jahren problemlos im rauhen Portabelbetrieb.
Vor dem FT-817 habe ich bereits einen FT-290R2 und einen FT-790R2
nach gleichem Schema modifiziert. Bei diesen älteren Geräten ohne Kurzwellenbereiche wird ein SMD-Kondensator
von 470 pF COG zwischen Mittelleiter des Koaxialkabels und Stift der BNC-Buchse eingefügt und ein Widerstand von 2k2
verbindet den Mittelstift der BNC-Buchse mit dem Potential TX7. Das ist schon alles. TX7 läßt sich gut erreichen am
Pin1 des Anschlusses P03 (J2009) der PLL/PA-Baugruppe.