Sporadic-E aus meiner Sicht
Ein Funkamateur hört anders UKW-Radio
Als Jugendlicher war ich immer stark beeindruckt, wenn in den Sommerferien auf der Liegewiese am heimischen Badesee
aus dem Kofferradio nicht die gewohnten Berliner UKW-Sender (SFB, DT64, RIAS) zu hören waren sondern Sender aus Spanien,
Griechenland oder Nordafrika die nur etwa 40 km von meinem damaligen Wohnort liegenden Sender wegdrückten.
Was mußten das für Feldstärken sein!
Nach abgelegter Prüfung als Funkamateur habe ich dann gezielt den Empfang von weit entfernten UKW-Rundfunk- und
Fernsehsendern betrieben, um diese Überreichweiten für Verbindungen im 2 m-Band nutzen zu können.
Aus meiner Erfahrung kann man die Häufigkeit des Auftretens von SporadicE (Es) so beschreiben:
Das 10 m-Band ist oft über Es für den Europaverkehr brauchbar. Rückschlüsse auf eine Öffnung des 2 m-Bandes sind aber
auf Grund des großen Frequenzabstandes zum 2 m-Band nicht sinnvoll.
Das TV-Band I war bisher ein guter Richtungsindikator. Sah man weit entfernte Fernsehsender so drehte man
die Antennen für das 2 m-Band vorsorglich schon in diese Richtung. Leider sind viele europäische TV-Sender im Band I
in letzter Zeit abgeschaltet worden.
Es-Öffnungen im 6 m-Band sind für mich der Auslöser die 2 m-Station einzuschalten und um die 144.300 MHz herum
(dem Zentrum der SSB-Aktivität) zu hören.
Erscheinen im DX-Cluster Meldungen über Verbindungen im 4 m-Band dann ist es an der Zeit, auch das
UKW-Radio einzuschalten und zumindest einen Bandscan durchzuführen.
Sind im UKW-Radio unter 90 MHz bereits ausländische Stationen hörbar
wird im SSB- und im FM-Bereich des 2 m-Bandes nach DX-Stationen gesucht.
Das Abhören der VOR-Baken habe ich wieder eingestellt, da es eigentlich nur vom intensiven Absuchen der
2 m-Frequenzen abhält.
Für den Empfang von Sporadic-E benutze ich ein altes Autoradio Blaupunkt Dresden RCR-45. Die ursprünglich
eingebauten 3 Stück Piezofilter von MuRata mit 180 kHz Bandbreite wurden durch pinkompatible mit 110 kHz ersetzt.
Nun gelingt es wesentlich besser, benachbarte Sender voneinander zu trennen. Die erzielte gesamte ZF-Bandbreite
bringt noch keinen merkbaren Empfindlichkeitsverlust beim Dekodieren des RDS-Datenstroms mit sich.
In der Vergangenheit stellte sich mehrfach heraus, daß einige nordafrikanische UKW-Rundfunkstationen nicht im
europäischen 50 kHz-Raster angesiedelt sind und deren RDS-Daten nicht dekodiert werden konnten.
Deshalb wurde ein weiterer RCR-45 seiner PLL beraubt und auf durchgängige analoge Handabstimmung umgebaut.
Das ist recht einfach realisierbar:
Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Zeichnungs-Nr. PL 8380 A6 der Service-Unterlagen zum RCR-45.
- Deaktivieren der Abstimmspannung des SDA4330-2X durch Entfernen von R714 (180 R).
- Aufbau eines einstellbaren Spannungsteilers für 1,83 V (87,5 MHz) bis 7,18 V (108 MHz).
- Am Pin21 des SDA4330-2X liegen etwa 10 V stabilisierte Spannung als Rohspannung für die Abstimmspannung.
- Ein 10-Gang-Wendelpotentiometer 10 k wird zur Abstimmung verwendet.
- Zwei zusätzliche Widerstände (R1 und R3) engen den Bereich der Abstimmspannung auf das notwendige Maß ein.
- Einspeisen der analogen Abstimmspannung an C714 am nun freien Lötpad des ehemaligen R714.
- Bei Bedarf kann eine analoge Frequenzanzeige mit einem Zeigerinstrument 100 µA angeschlossen werden.
- Mit R5 wird der Nullpunkt bei 87,5 MHz eingestellt.
- Mit R7 wird der Skalenendwert bei 108 MHz eingestellt.
ZF-Filter steckbar gemacht |
Abstimmspannung und Frequenzanzeige |
Für ständige maximale Empfindlichkeit des RCR-45 Tuners wird Diode V21 entfernt.
10,7 MHz Keramikfilter mit 110 kHz Bandbreite sind erhältlich (Ende 2007) bei Elektromechanikermeister Jürgen Martens,
Zeppelinstr.38, 72800 Eningen u.A.. Herr Martens modifiziert auch vorhandene Empfänger nach Kundenwunsch.
Einen RDS-Decoder mit dem ATMEL AT90S2313 stelle ich auf einer weiteren Webseite vor.
Verschiedene Theorien zur Entstehung sporadischer E-Schichten beschreibt Michael Hawk in einem lesenswerten
Artikel aus dem Jahre 2001 (Englisch).
Volker Grassmann (DF5AI) und andere haben sich eingehend mit dem Phänomen Sporadic-E beschäftigt.
Ich empfehle die Lektüre seiner aufschlußreichen
Sporadic-E Webseiten.
Das GeoForschungsZentrum Potsdam hat interesssante Artikel zur Untersuchung des Phänomen "Es" mit Hilfe der
Forschungssatelliten CHAMP, GRACE und COSMIC
veröffentlicht. Für Funkamateure aufschlußreich ist die Untersuchung der
Entstehung sporadischer E-Schichten bei negativer
Scherung des Zonalwindes.
Eine Übersicht mit grafischer Darstellung europäischer Es-Öffnungen im 2 m-Band gibt es auf der bekannten Seite
Make More Miles on VHF.
Meine Verbindungen via Sporadic E sind im Logbuch aufgelistet.