Ein Röhren-Stereoverstärker für das Wohnzimmer
Die Geschichte vom
alten STERERO
aus Ruß-Chemnitz
Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, als die Menschen noch Zeit für einander hatten, daß im fernen
Rochlitz im schönen Sachsenlande die geschickten Hände fleißiger Weiblein und Männlein ein Radio erschufen, dessen
Holzgehäuse allein schon ein Drittel des Wertes dieses Radios besaß. Emsige Forstarbeiter rodeten unerschrocken die
Wälder des Erzgebirges, um den Radiobauern das Holz für ihre Gehäuse zu liefern. Generationen von Tischlern bewiesen
ihre hohe handwerkliche Kunst in der rundlichen Gestaltung von eckigen Kanten, liebevolle Hände lackierten und
polierten die Gehäuse, bis kein Makel mehr sie verunzierte.
So ein Radio wurde im Jahre 1960 nach Christi Geburt der stolze Besitz von Fridolin, dem Hausmeister einer
Polytechnischen Oberschule, in der damals die Kinder noch gezwungen wurden das große Einmaleins auswendig zu
lernen und im Pflichtfach Physik experimentieren mußten, und seiner Gemahlin, der Ottilie, welche täglich als
Verkäuferin in einem Gemüseladen des KONSUM die Konservengläser mit Rote Bete vom Staub befreite und für diese ihre
Tätigkeit gar gering entlohnt wurde. Fridolin und Ottilie wohnten im häßlichen Ruß-Chemnitz und hatten durch
Hörensagen davon erfahren, daß man im 20 km entfernten Rochlitz ab und zu, wenn der Auslieferungs-LKW des
dortigen volkseigenen Betriebes "Stern-Radio" entweder defekt war oder keinen Tropfen Sprit mehr hatte, daß man
dort sozusagen "ab Werk" ein Radio bekommen könnte, welches sogar STERERO konnte. S-T-E-R-E-R-O, das erschien
Fridolin etwas ganz Tolles und nie Gehörtes zu sein. So geschah es, daß Fridolin sich im Einverständnis mit
Ottilie am gemeinschaftlichen Sparstrumpf vergriff und einige Scheinchen, genau genommen 875,00 DDR-Mark, für ein
STERERO abzwackte. Dafür mußte Ottilie mehr als zwei Monate lang arbeiten, es war also kein Pappenstiel.
Manchmal entfernte sich Fridolin heimlich und unerlaubt bereits vor der Mittagspause von seinem Hausmeisterdienst
und fuhr mit dem Fahrrad bis nach Rochlitz zu "Stern-Radio", der hoffnungsvollen Quelle seines Glücks. Doch dort
wachte der gestrenge Rudolph im Pförtnerhaus darüber, daß niemals nicht ein Fremder in das Betriebsgelände
eindringen konnte und die fleißigen Werktätigen bei der Vollbringung ihrer Heldentaten an der Produktionsfront
störte. Als Fridolin bereits nach dem zweiten Besuch beim Rudolph zum freundschaftlichen "Du" übergehen konnte,
schien sich die Sache zu entwickeln. Es stellte sich heraus, daß der Schwiegersohn vom Rudolph einen defekten (weil
durchgerosteten) Auspuff eines benzingetriebenen Fahrzeuges namens TRABANT P50 sein Eigen nannte und deshalb bei
Fahrten mit demselben Vehikel die nachbarschaftlichen Ohren empfindlich störte und es wäre ihm schier unmöglich
dieses Ersatzteil im Handel käuflich zu erwerben. Dem Schwiegersohn mußte doch geholfen werden!
Zufällig - ja, wie das Leben so manchmal spielt - kam es im KONSUM der Ottilie zu einem unvorstellbaren Ereignis.
Es begab sich eines schönen Tages, daß ein großer LKW unangemeldet vor dem Lädchen anhielt und ein blaubekittelter
Herr anfing Kisten abzuladen. Darin waren fein säuberlich in Folie verpackte Datteln aus Nordafrika. Die waren
schon etwas vergammelt und stammten aus dem RUSSENMAGAZIN, wo sie schon lange herumlagen und wo sie von wegen der
Vergammeltheit keiner gekauft hat. Nun war es an Ottilie zu zeigen, was sie im
ungewohnten Verkauf von Südfrüchten drauf hatte. Aber der Tag verging und außer einem Schwarm Gärfliegen, der
gewöhnlich in den Abfalltonnen hinter dem KONSUM hauste, interessierte sich niemand für die vergammelten Datteln.
So sann Ottilie auf eine Lösung ihres Problems und es fiel ihr der Herr Mehnert ein. Herr Mehnert war berühmter
Kleingärtner und hatte seinen Garten nur 2 Parzellen weiter neben dem von Fridolin und Ottilie. Dieser Herr Mehnert
war für seinen selbstgemachten Obstwein weithin bekannt. Ihn fragte die Ottilie beiläufig, ob man denn nicht aus
Datteln mit Hilfe der alkoholischen Gärung auch etwas Bekömmliches machen könne. Herr Mehnert spürte schon den
lieblichen Geschmack köstlichen Dattelweins an seinem Gaumen und versprach am kommenden Vormittag die Dattelkisten
bei Ottilie im KONSUM an der Hintertür bei den Abfalltonnen abzuholen und - verläßlich wie er war - tat das auch.
Ottilie hatte nun nichts weiter zu tun, als die Datteln auf dem Papier als Tierfutter für die LPG zu deklarieren
und schon war sie die Dinger los.
Zwei Wochen später - Fridolin fuhr noch immer hoffnungsvoll ab und zu zu seinem neuen Kumpel Rudolph ins
Pförtnerhaus nach Rochlitz - tauchte Herr Mehnert am Wochenende bei Fridolin im Garten auf und berichtete vom
erfolgreichen Beginn der alkoholischen Gärung von insgesamt 200 Litern Dattelwein, exakt
aufgeteilt in 8 Glasballons zu je 25 Litern Fassungsvermögen, die ehemals Schwefelsäure einer AKKU-Ladestation
enthielten und daß sein Keller nun zum Bersten voll sei und er darin unbedingt Platz schaffen müsse. Er würde sich
sogar von einem der beiden Auspuffs für den TRABANT P50 trennen, die er schon seit einem Jahr im Keller eingelagert
hatte weil sie so selten im Handel erhältlich seien und ihm als Besitzer eines Autos namens IFA F8 sowieso nicht
unmittelbar von Nutzen wären, weil sie am F8 nicht passten und er würde den TRABANT Auspuff als Zeichen seiner
Dankbarkeit für die Datteln von der Ottilie dem Fridolin geben, der ihn zum Rudolph nach Rochlitz in das
Pförtnerhaus schaffen und wo dann der Rudolph den Auspuff seinem Schwiegersohn zukommen lassen könne.
Welch eine Verkettung glücklicher Umstände!
Nach langer Reifung überschlugen sich jetzt die Ereignisse.
Fridolin meldete sich am nächsten Morgen in seiner Schule krank und schwang sich, ohne Auspuff, auf das Fahrrad
in Richtung Rochlitz. Pförtner-Rudolph war den Tränen nahe, als er davon erfuhr mit welchem persönlichen Einsatz
sein Freund Fridolin sich der Lösung des Auspuffproblems seines Schwiegersohnes annahm und versprach dem Fridolin
von Mann zu Mann, ihm ein STERERO Radio aus dem Werk zu besorgen. Das war ab und zu möglich, denn Betriebsangehörige
hatten einmal im Kalenderjahr die Möglichkeit ein Gerät aus der Fertigung des eigenen Betriebes ohne Wartezeit zu
erwerben. Diese Geräte waren meist mit kleinen Fehlern behaftet und konnten auf dem großen Markt der weiten Welt
nicht mehr verkauft werden, aber für den eigenen Bedarf waren sie durchaus zu gebrauchen. Während Fridolin
aushilfsweise den gestrengen Pförtnerdienst seines Freundes übernahm trat Rudolph den schweren Gang zu seinem
BGLer an. Der BGLer hieß eigentlich Betriebs-Gewerkschafts-Leiter und war in der Partei. Auch war er mit Rudolph
zufällig in der gleichen Ortsgruppe des Angelvereins organisiert. Beim BGLer im Hinterzimmer standen einige STERERO
seit Monaten zur Verteilung für "gesellschaftliche Zwecke" herum und er wachte penibel darauf, daß die nicht in
fremde Hände kamen. Als Rudolph den BGLer ansprach, daß er auch so ein STERERO haben wolle und ihn gar zu einem
gemeinsamen Angelausflug einlud zu einem Gewässer, wo es riesige Karpfen zu fangen gäbe und er, Rudolph, wisse,
wo die besten Angelstellen seien, da konnte auch der gestrenge BGLer nicht mehr anders als dem Rudolph ein STERERO
für "gesellschaftliche Zwecke" zu vermachen. So gingen sie freundschaftlich verbunden in das Hinterzimmer und
machten mit Hilfe eines ordinären
Schraubenziehers aus zwei leicht beschädigten STERERO - so zu sagen im Handumdrehen - ein funkelnagelneues STERERO ohne
Fehl und Tadel. Darauf kam noch ein Zettel mit der Unterschrift des BGLers, daß dieses STERERO nur dem Rudolph
auszuhändigen sei und es demnächst abgeholt werden würde und der Rudolph nur die Hälfte des sowieso schon reduzierten
Preises bezahlen müsse, da es sich um ein stark beschädigtes STERERO handele.
Mittlerweile wurde es Nachmittag und Rudolph und Fridolin hatten noch bis zum Feierabend im Pförtnerhaus zu tun,
um die Durchführung ihres Handels zu präzisieren. Und der lief dann so ab:
Am nächsten Tag fuhr der Schwiegersohn des Rudolph mit seinem kaputten Auspuff nach Rochlitz in das Werk, wo die
STERERO gebaut wurden und wo im Hinterzimmer des BGLers der Zettel auf dem STERERO lag. Rudolph im Pförtnerhaus
hörte seinen Schwiegersohn schon von Weitem herandröhnen und konnte die Schranke am Werkseingang gerade noch
rechtzeitig öffnen,
so daß der TRABANT ungehindert das Tor passieren konnte und ein weiterer unnötiger Lärm, welcher sich bei einem Halt
am Werkstor unweigerlich ergeben hätte, vermieden wurde. Der TRABANT hielt exakt vor dem Hinterzimmer des BGLer, der
durch den Lärm aufgeschreckt schon vor der Tür seiner Baracke stand. Der Schwiegersohn sagte dem ihm unbekannten
BGLer, daß er das STERERO für Pförtner Rudolph abholen solle und faßte kräftig mit zu, als es hieß, die 27 kg
STERERO im winzigen Kofferraum seines TRABANT P50 zu verstauen. Der BGLer setzte sich in Erwartung eines
Angelausfluges und fetter Beute vertretungsweise für Rudolph und den Rest des Tages ins Pförtnerhaus und Rudolph
nebst Schwiegersohn und STERERO fuhren donnernd nach Ruß-Chemnitz, wo Fridolin schon wartete. Zu dritt ging es
weiter zu Herrn Mehnert, der in seinem Keller wie verabredet beim Ausräumen des Auspuffs angetroffen wurde. Nach
gebührender Respektserweisung an die stetig vor sich hin blubbernden 200 Liter Dattelwein wurde noch auf dem Hof
des Herrn Mehnert der Auspuff am TRABANT P50 gewechselt. Voller Dankbarkeit ob seines nun beruhigten fahrbaren
Untersatzes seines Schwiegersohnes erbot sich Pförtner-Rudolph seinem guten Freund Fridolin bei der Aufstellung
des STERERO zu helfen, schließlich arbeitet er ja in einem Radiobetrieb und kennt sich aus. In der Wohnung von
Fridolin und Ottilie brach großes Entzücken aus, als der STERERO endlich an seinem Platz auf dem Vertiko stand.
Nachdem Fridolin seinem Freund Rudolph exakt die 875,00 DDR-Mark, die ein STERERO im Einzelhandel kosten würde
wenn es ihn dort gäbe, bezahlt hatte und sein Freund Rudolf somit etwa 3/4 dieser Summe in die eigene Tasche
stecken konnte und Ottilie voller Dankbarkeit dem Rudolf noch eine Tüte gelber Apfelsinen (nicht die grünen kubanischen)
zuschob, erklang erstmalig im Wohnzimmer von Fridolin und Ottilie Musik aus dem STERERO,
und zwar in STEREO. Welch ein glücklicher Tag für alle Beteiligten !
So vergingen die Jahre und alle waren zufrieden und froh im verrußten Chemnitz, welches alsbald Karl-Marx-Stadt
hieß.
Ottilie wachte manchmal nachts schweißgebadet auf, Kisten voller Datteln im Kopf.
Fridolin hatte keine Zeit mehr mit dem Fahrrad nach Rochlitz zu fahren, er hörte nur noch STEREO und verlor seinen
Freund Rudolph allmählich aus den Augen.
Rudolph ist nun Rentner und nicht mehr im alten Pförtnerhaus zu finden. Statt dessen sitzt er ein - in einem
Seniorenheim. Manchmal, wenn es Blutzucker und Kreislauf zulassen, findet man ihn in der weiträumigen Eingangshalle
des Seniorenheims beim Spaziergang, natürlich meist in der Gegend des Empfangstresens.
Der Schwiegersohn hat seinen alten TRABANT P50 gegen einen DACIA getauscht und kämpft noch immer gegen den Rost.
Dem BGLer ist seine Gewerkschaft verlustig gegangen. Er träumt aber weiter von großen Fischen und widmet sich mit
Inbrunst der Berufsangelei.
Herr Mehnert ist beim Versuch, in seinem Keller den Dattelwein zu Hochprozentigem zu destillieren, bei einer
Explosion der Destille schwer verletzt worden und ab diesem Zeitpunkt berufsunfähig. Er züchtet jetzt Tomaten.
Damit könnte die Geschichte eigentlich zu Ende sein, aber sie hat noch ein Nachspiel.
Das STERERO hatte bis zum bedauerlichen Ableben von Ottilie im Jahre 2001 stets treu seinen Dienst im Wohnzimmer
in dem nun nicht mehr rußigen Chemnitz, welches sich, nachdem es zu Karl-Marx-Stadt gemacht wurde, nun doch wieder
Chemnitz nennt, verrichtet. Selbst die Umstellung der Netzspannung von 220V auf 230V konnte seinen Röhren nichts
anhaben. Nach dem Hinscheiden von Fridolin im Jahre 1998 spendete es der nun allein in der Wohnung lebenden Ottilie
täglich Information und Unterhaltung, und zwar in STEREO, wie es sich geziemte. Die Kinder von Fridolin und Ottilie
hatten schon längst im Westen einen Job gefunden, in dem sie das Doppelte von dem erhielten, was sie in ihrer
alten Heimat, da wo das STERERO stand, bekommen würden. Sie hatten auch keine Zeit mehr, sich am langsamen Anheizen
der Röhren des STERERO zu erfreuen weil das ja sowas von "mega-out" ist und nur vom "business" abhält. Nach der
Beerdigung ihrer Mutter beauftragten sie aus der Ferne per "mobile-phone" ein Entrümpelungsunternehmen, die Wohnung
der Eltern zu beräumen. Das Entrümpelungsunternehmen betrieb eine Lagerhalle, in der zum Zwecke der Steigerung des
Unternehmensprofits alter Hausrat in Massen eingelagert wurde bevor er per Container nach Übersee geschickt und
dort für viele Dollar die Herzen reicher Nostalgiker in Entzücken versetzte. In dieser Halle, hinten rechts am
Giebel, direkt zwischen dem Haufen geschichtsträchtiger Nachtschränkchen und den Kisten mit altgedienten
Wärmeflaschen erstreckte sich ein Stapel von STEREROS und vieler seiner Brüder und Schwestern. Auf einer
Grundfläche von etwa 5 mal 7 Metern fand man dort exakt ausgerichtet und wegen der besseren Stapelbarkeit durch
Spanplatten getrennt, in mehreren Lagen bis in eine Höhe von einigen Metern betagte STEREROS in Massen. Als ich an
diesem Stapel vorüber ging, schien es als ob mir eines der Geräte mit seinem magischen Auge kurz zublinzelte. Wer
weiß, vielleicht haben ja die Elkos in ihren tiefsten Winkeln doch noch einige Elektronen vorrätig gehabt und diese
dem magischen Auge, sozusagen als letzten Versuch, zur Verfügung gestellt? Jedenfalls erregte dieses eine STERERO
meine Aufmerksamkeit und es erzählte mir noch seinen Lebensweg, bevor es in den finsteren Container sollte, schnell
und ohne störendes Brummen immer leiser werdend in mein rechtes Ohr, und zwar - was für ein betagtes STERERO schon
recht ungewöhnlich ist und warscheinlich um Energie zu sparen - in MONO. Zutiefst beeindruckt von dieser
bewegenden Geschichte beschloß ich, das alte STERERO durch eine zweckgebundene Spende von 10 Euro in die Kaffekasse
des Entrümpelers vor der Zwangsverschiffung ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu retten.
Nun stand das STERERO bei mir im Keller herum und wurde nur kurz für die Zeit, in der jemand im Keller war, ab und
an einmal eingeschaltet. Weil niemand mehr seine Dienste richtig brauchte grämte es sich sehr, es wurde krank und
so fing sein Netztransformator an vor sich hin zu rosten. Die Elkos, die sich immer freuten wenn sie mal gemeinsam
mit der Gleichrichterröhre aus der brummigen Wechselspannung eine blitzsaubere Gleichspannung machen konnten,
litten an allmählichem Kapazitätsverlust, was für einen Elko ein beklagenswerter Zustand ist. So trafen wir, das
STERERO und ich, ein heimliches Abkommen. Das STERERO verpflichtete sich, den Platz im Keller für anderes
technisches Gerät wieder frei zu machen. Ich verpflichtete mich im Gegenzug, die noch guten Teile des STERERO
auszuschlachten und in einem STEREO-NF-Verstärker wieder auferstehen zu lassen. Mit Teilen der HF-Schaltung solle
ich ein Audion aufbauen, um den Empfang von elektromagnetischen Wellen - so wie es das STERERO jahrzehntelang
gemacht hatte - gebührend zu würdigen. Nun gut, ich bekenne mich schuldig:
Ich wurde zum Mörder des STERERO !
Die Vorgeschichte der nun folgenden Beschreibung meines NF-Verstärkers haben Sie also bis hier her gelesen? Gut so.
Das beweist, daß Sie ein ausgeglichener und ruhiger Typ sind, der nicht so leicht aus der Haut fährt. Sie
erscheinen geeignet, gleichfalls ein STERERO oder wenigstens Teile davon wieder auferstehen zu lassen.
Hier also mein STEREO-Verstärker, in ihm lebt das alte STERERO fort ...
Der Aufbau erfolgte auf einem Chassis aus 1mm Messingblech, welches durch schwarze Seitenteile
vervollständigt wird. Mir gefällt der Kontrast des polierten Messingblechs mit dem Schwarz der Seitenteile.
Die Bearbeitung des Messingblechs ist mit einer Laubsäge und feingezahnten Metallsägeblättern eine einfache Sache
doch sollte sorgfältig gearbeitet werden, da Kratzer im Blech nur schwer wieder zu beseitigen sind.
Zum Biegen des Chassisblechs wird Zugriff auf eine Abkantbank benötigt. Alle Versuche, das Abkanten irgendwie
provisorisch zu erledigen haben bei mir nicht zum Erfolg geführt.
Die seitlichen Kanten des Chassis werden in 3mm tief gefräste Schlitze mit 2mm Breite in den Seitenteilen geführt.
In den 4 Ecken des Chassis sind innen stabile Winkel aufgelötet, welche 3mm nach innen versetzt sind.
Die Seitenteile werden vor dem Beginn der Verdrahtungsarbeiten von innen mit diesen Winkeln verschraubt, das gibt
dem Aufbau die erforderliche Stabilität und es ist kein Schraubenkopf von außen zu sehen.
Weitere Einzelheiten zum Gehäuse sind in der Beschreibung meiner
Nixie-Uhr zu finden.
Nach einem probeweisen Zusammenschrauben von Chassisblech und Seitenteilen kann das Messing-Chassis außen poliert
werden. Der Reinigung mit Aceton sollte gleich anschließend die Lackierung mit Zapon-Lack folgen.
Finster wie in Ruß-Chemnitz ... |
Auch bei Tage macht er eine gute Figur. |
Das feine Stück von oben. |
Die Verdrahtung - eine Schlangengrube. |
Gitterkondensatoren in Kupferfolie geschirmt |
Eine leicht zu bauende Abdeckung für die Unterseite des Verstärkers läßt sich aus einem Stück
Streckmetall herstellen. Ein Rand, am rechten und linken Rand jeweils etwa 5mm nach innen abgekantet, gibt dem Streckmetall
etwas mehr Stabilität. Die Kanten vorn und hinten erhalten jeweils eine ungerade Anzahl (etwa 5 oder 7) von
"Zungen", jede zweite "Zunge" wird etwa 15 Grad nach unten geschränkt.
Zur Befestigung wird die Streckmetall-Abdeckung mit Gefühl etwas gewölbt zwischen die vordere und hintere Kante
des Chassis gebracht.
Läßt man das Streckmetall los wird durch die Federkraft die Wölbung verschwinden
und die Boden-Abdeckung rastet von selbst in die Kanten des Messingblechs ein.
Exaktes Arbeiten ist notwendig und man sollte sich vorher an Hand eines Musters über die Materialeigenschaften
klar werden. Die folgenden Bilder sollen das Ganze verdeutlichen. Auch hier wieder das Prinzip - möglichst keine
Schraube.
Bodenplatte im Gerät |
Bodenplatte Prinzip |
Bodenplatte Klemm-Mechanismus |
So wird geöffnet: Ansetzen ... |
... und nach unten drücken. Fertig! |
Elektrisch gesehen stellt dieser Verstärker nichts Ungewöhnliches dar. Ich betreibe ihn
standesgemäß an zwei 25 Watt Bassreflexboxen BR26 des ehemaligen STATRON Fürstenwalde. Der Klangeindruck ist
ausgewogen - typisch Röhre.
Probleme gab es mit dem Brummen, ich mußte die zwei Kondensatoren vor den Gittern der ECC83 mit Kupferfolie schirmen
und deren Schirm direkt am Lautstärkeregler auf Masse löten.
Die NF führenden Leitungen von der DIN-Buchse zu den Lautstärkepotentiometern, von den Lautstärkepotentiometern zu
den Steuergittern der ECC83 sowie die Leitungen zu den Steuergittern der EL84 müssen mit geschirmter Leitung
ausgeführt werden. Bei mir hat sich geschirmte Mikrofonleitung bewährt, RG-174 Koaxialkabel ist natürlich
ebenfalls verwendbar.
Die betagte Gleichrichterröhre EZ81 bekommt Unterstützung durch zwei Dioden 1N4007 und arbeitet mit ihren modernen
Schwestern zusammen als Grätzbrücke. Das war notwendig, da die Anodenspannungswicklung des Netztransformators keine
Mittelanzapfung besaß und ich nicht auf die EZ81 verzichten wollte.
Warum zwei jeweils nur zur Hälfte benutzte ECC83 ? Nun ich hatte sie vorrätig und man gönnt sich ja sonst nichts.
Außerdem leuchten sie so schön in der Dämmerung ...