Hochspannungs-Experimentiernetzteil 300 V einige mA


Bild Hochspannungsnetzteil

  Netztrennung?   Ja, denn sicher ist sicher ...


Für das Herumexperimentieren mit Röhren wird für die Anodenspannung und die Schirmgitterspannung oftmals eine Gleichspannung von mehr als 48 V benötigt. Ich halte nichts davon, einen provisorisch an ein Netzkabel angelöteten Netztransformator auf meinem Basteltisch herumliegen zu haben. Irgendwann, meist wenn man schon nicht mehr an die 230 V denkt, berührt man dann genau diese Lötstelle und bekommt eine "gefeuert". Mein Arzt sagte mir unlängst, ich solle langsam etwas kürzer treten wegen Kreislauf und so. Deshalb ist mir am Herzkammerflimmern mit Netzfrequenz absolut nicht gelegen. Auch möchte ich herzlich gern dem lieben "Vater Staat" mit meiner späteren Rente noch tief und lange in die Tasche greifen können. Also: Sicherheit muß sein.

Das Bastelprojekt rankt sich um einen Netztransformator, an den sich für mich recht positive Erinnerungen knüpfen. Den Trafo habe ich für 50 Deutschmark-Pfennige auf dem Flohmarkt in Holice im Tschechenlande erworben. Eigentlich gefiel er mir nur, weil er so schön flach und gesund aussah (der Trafo). Die Drahtstärke seiner Wicklungen ließ auf etwa 230 V zu 230 V schließen, was heutzutage schon fast eine Rarität ist. Der Verkäufer, ein etwa 14-jähriger Knabe (der sah auch gesund aus), konnte keine technischen Daten liefern, so ging er (der Trafo) auf Verdacht mit.
Was, Sie kennen Holice noch nicht? Dort findet jährliche ein Treffen unserer tschechischen Funkfreunde statt, veranstaltet vom örtlichen Radioklub OK1KHL. Hier wird noch die persönliche Begegnung an erster Stelle praktiziert, erst danach kommen der Flohmarkt und die Vorträge.

Kleine Episode am Rande:
Als ich zum ersten Mal dort eintraf, kannte ich weder den Standort des nächsten Bankautomaten noch die Tatsache, daß mir die freundliche Verkäuferin an der Bar unter keinsten Umständen ein köstliches Bier aus ihrem Heimatlande für meine D-Mark verkaufen wollte, sie nahm nur die einheimischen Kronen an. Nach einigen Stunden trockener Autobahn fast der Mumifizierung nahe, wendete ich mich an das "Org.-Büro", welches in einem abgestellten Bus auf dem Tagungsgelände untergebracht war. Dort traf ich auf Honza, die gute Seele der Veranstaltung. Honza ist meist mit den Armen rudernd auf dem Gelände unterwegs und kümmert sich um Parkplätze, Flohmarkttische, Stromanschlüsse und sonstige Angelegenheiten, so auch meine. Als er mein Problemchen hörte lächelte er und verschwand kurz für wenige Minuten im Gelände. Als er zurück kam, drückte er mir einen Packen tschechischer Kronen in die Hand und meinte das müßte für das Abendbrot und ein Bierchen dazu reichen und ich könne ihm ja demnächst das Geld wieder zurück geben und der nächste Bankautomat befindet sich nur wenige Minuten entfernt am Marktplatz der schönen Stadt Holice. Es waren immerhin tschechische Kronen im Gegenwert von 40 D-Mark, das hat mich doch sehr beeindruckt. Am nächsten Tag habe ich natürlich meine Schulden beglichen, seitdem ist Honza mein Freund, obwohl ich ihn danach nie wieder gesehen und auch sein Rufzeichen vergessen habe. Danke nochmal, Honza!

Aber zurück zum Hochspannungsnetzteil.
Regelbar sollte es sein, bei 0 V anfangen und bis etwa 300 V bereitstellen können. Der Holice-Trafo erwies sich als ideal geeignet dafür. Vom Eisenquerschnitt schließe ich auf eine Leistung von etwa 10 W, somit sind etwa 30 mA Ausgangsstrom bei 300 V zu erwarten, was mir sehr gelegen kam.
10 W bei Kurzschluß der Anschlußklemmen ist schon ein kleiner Lötkolben, es mußte also ein Kühlkörper her. Da mit Netzspannung gearbeitet wird, ist ein Metallgehäuse mit Kaltgeräteanschluß und Schutzleiter vorzusehen.

Schaltbild Hochspannungsnetzteil
Schaltbild
HV-NT Innenansicht
Innenansicht
HV-NT Verdrahtung innen
Verdrahtung innen
HV-NT Kühlkörper
Bauelemente am
Kühlkörper
HV-NT Ansicht von unten
Lochrasterplatte
die Kehrseite


Das Original des Schaltplans können sie im gezipten sPlan-Format herunterladen.
Zum Betrachten gibt es einen kostenlosen Viewer der Firma ABACOM. Der Viewer enthält eine Lupenfunktion, die auch kleinste Details des Schaltplans mühelos lesbar macht.

Weitere Informationen darüber, wie man mit einem LM317-Spannungsregler auch höhere Spannungen regeln kann, lassen sich in der nunmehr bereits 31 Jahre alten Applikationsschrift LB-47.pdf von National Semiconductor (Autor: Michael Maida) finden.

Ein vorschriftsmäßiger Schutzleiteranschluß hat über eine Schraube nicht kleiner als M4, Ringlötösen, zwischengelegte Zahnscheiben und einen grün/gelb gekennzeichneten Leiter zu erfolgen. Diese Schraube darf nur für den Schutzleiteranschluß verwendet werden und nicht für weitere konstruktive Verwendungen. Die DIN-Vorschrift meint auch noch: Alle leitfähigen Teile sind in die Schutzmaßnahme einzubeziehen. Also halten Sie sich daran (wegen der Rente). Ich habe die Verbindung der einzelnen Teile des Aluprofilgehäuses mit selbstschneidenden Schrauben als ausreichend angesehen.
Der Kühlkörper wird etwa 40 °C warm, wenn man längere Zeit etwa 200 V bei 50 mA entnimmt. Er könnte etwas kleiner sein, aber ich hatte nichts anderes zur Hand.
Der Kohleschicht-Widerstand R3 wird bei lang andauerndem Kurzschluß der Ausgangsklemmen sehr heiß. Bisher hat er es zwar überlebt, aber bei eventuellen Nachbauten sollte es doch besser ein 5 W-Typ sein.

Ein ähnliches Gerät ist mein regelbares DC-Netzteil für 0...20 V und 200 mA.