Ein Zählfrequenzmesser mit TTL-Schaltkreisen
      
        Stromfresser-ICs im Dauereinsatz
      
      Als sich in der Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Siegeszug von
      Mikrokontroller & Co. überall zeigte, wurden viele auf einfachen TTL-Logik-ICs basierende Industriesteuerungen
      verschrottet.
      Das Bessere ist nun mal der Feind des Guten - so soll es auch sein.
      Aus dieser Zeit habe ich noch einen Schuhkarton voller ausgelöteter TTL-Schaltkreise. Das Auslöten geschah aus
      Zeitgründen mit einem Heißluftgebläse, mit welchem die Lötseite einer auszuschlachtenden Platine erwärmt wurde.
      Die Platine wurde brutal vertikal in einen Schraubstock gespannt und die ICs dann während des Abtropfens des
      Lötzinns einfach mit einer Pinzette abgezogen. Da durfte man nicht
      zimperlich sein. Was sich nach ein oder zwei Zugversuchen nicht von der Platine löste blieb einfach drauf, es war
      ja genug Rohmaterial zum Ausschlachten vorhanden. Bisher habe ich noch keinen IC gefunden, der diese
      Hitze-Tortur nicht überlebt hat.
      Mein Zähler stellt nichts Besonderes dar. Er arbeitet nach einem einfachen Prinzip:
      Zählen - Speichern - Anzeigen - Zählen - Speichern - Anzeigen ... wie es früher üblich war.
      Mit TTL-Pegel am Eingang arbeitet er zuverlässig bis 35 MHz. Im Bereich von 200 Hz bis 33 MHz kommt er mit
      20 mV Eingangsspannung aus. Das genügt mir für 99 % aller meiner Frequenzmessungen.
      Eine kleine Besonderheit ist die Umschaltung der Zeitbasis zwischen 1 Hz und 100 Hz mittels eines gewöhnlichen
      Kippschalters. Für orientierende Messungen schalte ich auf 100 Hz, für genauere auf 1 Hz Torzeit, wobei immer nur
      die letzten 6 Stellen der gemessenen Frequenz angezeigt werden.
      Bei 12.345.678 MHz an der Eingangsbuchse und Torzeit 100 Hz erscheint dann in der Anzeige 123456
      und bei 1 Hz Torzeit 345678, die 12 wird nicht angezeigt. Diese Beschränkung auf das Wesentliche macht sich
      sehr gut beim Ziehen von Quarzoszillatoren, hier sind die MHz völlig uninteressant.
                  
                  ![]() TTL-Frequenzzähler Schaltbild  | 
               
                  
                  ![]() TTL-Frequenzzähler Arbeitsweise  | 
               
                  
                  ![]() TTL-Frequenzzähler Bestückungsseite  | 
               
                  
                  ![]() TTL-Frequenzzähler Lötseite  | 
               
                  
                  ![]() TTL-Frequenzzähler Kabelbaum  | 
            
      Das Layout der einseitigen Leiterplatte erfolgte mit dem kostenlosen DOS-Programm
      EASYTRAX, welches mir jahrelang
      gute Dienste leistete.
      Eine Leiterplatte 100 x 160 mm trägt sämtliche elektronische Bauteile.
      Die fehlende zweite Kupferlage auf der Bestückungsseite wurde durch einen Kabelbaum nachempfunden. Auf dem Foto
      "Kabelbaum" mögen Sie vielleicht erkennen, welchen Spaß mir der Bau  des TTL-Zählers gemacht hat. So mit
      selbst hergestelltem (Kerzen)-gewachstem Bindegarn, echtem Kabelbaum-Knoten und akkurat gelegten Drähten - das hat was!
      Die 1.000,0 kHz-Zeitbasis des Zählers wurde 1993 bei 23 °C Raumtemperatur und nach 30 Minuten Einschaltzeit mit dem
      Trimmer C5 auf 1.000.000,00 Hz eingestellt. Nach 12 (in Worten: zwölf) Jahren wurde mit gleichem Meßaufbau
      nachgemessen: Die Zeitbasis war nun bei 1.000.004,57 Hz. Das ist für so einen Bastler-Zähler ohne Thermostat
      doch sehr erstaunlich. Der 1 MHz-Quarz der Zeitbasis stammt aus einem undefinierbaren Meßgerät des
      VEB Funkwerk Kölleda (DDR) und ist mit Herstellungsdatum  02/85 von NARVA (ebenfalls DDR) versehen.
      Danke, liebe NARVA-Quarz-Leute, für dieses Qualitätsprodukt!





   
